„Indy“ als Spieleheld: Eine kurze Geschichte der Indiana Jones-Videospiele
Kaum eine Filmreihe steht so sehr für die 1980er wie Indiana Jones.
Der wohl bekannteste Archäologe der Popkultur erblickte 1981 das Licht der Kinoleinwand, 1984 folgte auch schon die erste von mehreren Fortsetzungen. Der durchschlagende Erfolg der Filmreihe FIel damit genau in die Zeit, in die Heimcomputer und Spielekonsolen begannen, die Wohnzimmer zu erobern, und so dauerte es nicht lange, bis die ersten Spiele mit dem peitschenschwingenden Abenteurer über die heimischen Bildschirme flimmerten.
Tatsächlich gilt „Raiders of the Lost Ark“, das 1982 für das Atari VCS 2600 erschien, sogar als das erste Videospiel mit einer offiziellen Filmlizenz überhaupt! Trotz Lizenz und gleichlautendem Titel baut das Spiel allerdings nur lose auf der Handlung der Filmvorlage auf, was natürlich auch an den eingeschränkten technischen Möglichkeiten der damaligen Zeit lag.
Deutlich bekannter ist „Indiana Jones and the Temple of Doom“, das 1985 kurz nach dem gleichnamigen Kinofilm erschien. Ursprünglich ein Arcade-Game, wurde es nach und nach auf diverse Konsolen und Heimcomputer portiert (darunter NES, C64 und ZX Spectrum). Ungefähr zur selben Zeit erschien auch „Indiana Jones in the Lost Kingdom“, allerdings nur für den Commodore 64. Dabei handelte es sich um das erste Indiana-Jones-Spiel, das eine eigene Geschichte erzählt, die nicht auf einem der Filme basiert. Das zweite Spiel in dieser Kategorie war 1987 „Indiana Jones in Revenge of the Ancients“, ein Text-Adventure für PC und Macintosh.
Die goldene Ära: Fate of Atlantis und Co.
Als 1989 der dritte Indy-Film in die Kinos kam, war Indiana Jones als Spieleheld schon etabliert und das Spiel zum Film eine Selbstverständlichkeit. Oder besser: die Spiele. Gleich drei komplett unterschiedliche Spiele sind unter dem Titel „Indiana Jones and the Last Crusade“ erschienen. Zum einen das so betitelte „Action Game“, das auf nicht weniger als zwölf verschiedene Systeme portiert wurde – und damit auf für nahezu jede Spiele-Hardware, die damals aktuell war.
Bekannter ist trotzdem das sogenannte „Graphic Adventure“, das anders als das „Action Game“ zwar nicht für die Konsolen erschien, aber auf Amiga, Atari ST, PC und Mac unzählige Fans gewann. Ganz zu Recht gilt das Spiel der Point-und-Click-Adventure-Experten von LucasArts als das bis dahin beste Indy-Game und wurde nur noch vom eigenen Nachfolger übertroffen.
Das dritte Spiel unter dem Titel „Indiana Jones and the Last Crusade“ ist ein weniger bekanntes NES-Game, das unabhängig vom zuvor genannten „Action Game“ von Taito entwickelt wurde. Ein anderer japanischer Entwickler, Jaleco, veröffentlichte ein Jahr später ebenfalls für das NES „The Young Indiana Jones Chronicles“. Es war das erste von mehreren Spielen die auf der heute fast vergessenen TV-Serie aus den Jahren 1992 und 1993 basieren. Ein anderes ist das 1994 erschienene „Instruments of Chaos Starring Young Indiana Jones“ von Sega, das leider zu den schlechtesten Indy-Games gezählt werden muss.
Das mutmaßlich beste fällt in die Zeit, in die Indiana Jones den Kinosälen verblieb: „Indiana Jones and the Fate of Atlantis“ aus dem Jahr 1992 ist, in spielerischer Hinsicht, die direkte Fortsetzung des Adventures aus dem Jahr 1989. „Fate of Atlantis“ macht aber nicht nur viele Dinge besser, sondern erzählt auch eine komplett eigene, spannende und sehr humorvolle Geschichte, die den Filmen in nichts nachsteht. Unvergessen ist das interaktive Intro! Und weil sich das Spiel nicht an einer Filmvorlage orientieren muss, dürfen die Spieler sogar drei verschiedenen Handlungsverläufen folgen.
Übrigens gab es auch zu „Fate of Atlantis“ wieder ein sogenanntes „Action Game“, das mit dem Adventure allerdings nur die grobe Handlung gemeinsam hat und leider nicht sehr gut war. Mittlerweile erinnert sich deshalb kaum noch jemand daran.
Eines der besten Indy-Games außerhalb des Adventure-Genres kam schließlich 1994 für das Super Nintendo: „Indiana Jones' Greatest Adventures“ ist ein Jump-and-Run, ähnelt den Spielen der „Super Star Wars“-Reihe, und folgt den Geschichten von gleich allen drei Indiana Jones-Kinofilmen.
Grabräuber-Klone und LEGO
Mit der sinkenden Popularität von klassischen Adventure-Games und dem Beginn von Indys Abwesenheit in Film und Fernsehen sank ab Mitte der 1990er auch die Zahl der Indiana Jones-Spiele. Gleichzeitig trat eine andere Archäologin auf den Plan – moderner, weiblicher, aber trotzdem unverkennbar von Indiana Jones inspiriert: Lara Croft, die Heldin der „Tomb Raider“-Spiele.
Deren riesiger Erfolg führte nun dazu, dass auch Indy seinen ersten Aufritt in einem großen 3D-Action-Game erlebte, das sich nun seinerseits an „Tomb Raider“ orientierte. In den USA erschien das Spiel unter dem Titel „Indiana Jones and the Infernal Machine“, in Deutschland als „Indiana Jones und der Turm von Babel“. (Leider blieb die Version für das Nintendo 64 hierzulande unveröffentlicht.) In eine ähnliche Kerbe schlug 2003 „Indiana Jones und die Legende der Kaisergruft“, mit dem der Archäologe auf PlayStation 2 und Xbox debütierte.
Danach wurde es abermals still um Indy als Spielehelden, und selbst als 2008 das (ungeliebte) Comeback „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ in die Kinos kam, erschien dazu – mit Ausnahme eines Mobile-Games – kein Videospiel.
Immerhin durften Fans der Original-Trilogie diese in „LEGO Indiana Jones: The Original Adventures“ noch einmal nachspielen. Ein Jahr später (2009) wurde dieses Spiel mit „LEGO Indiana Jones 2: The Adventure Continues“ eher schwach fortgesetzt.
Fast zeitgleich erschien auch das bis heute letzte „echte“ Indy-Game, also eines ohne LEGO Figuren. Bedauerlicherweise ist „Indiana Jones und der Stab der Könige“ aber auch eines der schlechteren Indy-Games. Das Beste am Spiel ist vermutlich, dass sich das alte „Fate of Atlantis“ als Bonus freischalten lässt – allerdings auch nur in der Wii-Version. Daneben erschien das Spiel für PlayStation 2, Nintendo DS und PlayStation Portable.
Das lang erwartete Comeback
Ein unrühmliches Ende für Indiana Jones als Spieleheld? Leider. Trotzdem wurde er mit den beiden LucasArts-Adventures aus den Jahren 1989 und 1992 – vor allem mit dem exzellenten „Fate of Atlantis“ – auch in Computerspielen unsterblich.
Die beste Nachricht ist allerdings, dass Indy in naher Zukunft nicht nur im Kino, sondern endlich auch als Spieleheld sein Comeback feiern soll. Weder der Titel noch das voraussichtliche Erscheinungsdatum des Spiels sind bislang bekannt. Sicher ist aber, dass es von MachineGames entwickelt wird, dem renommierten Studio hinter „Wolfenstein: The New Order“ und „The New Colossus“. Außerdem soll es eine eigene Geschichte erzählen und wird somit nicht auf dem kommenden Film „Indiana Jones und der Ruf des Schicksals“ basieren, der am 29. Juni 2023 in die Kinos kommt.