Die komplette SEGA Konsolen-Historie: Von der SG-1000 bis zur Dreamcast

Als Gamer und Geek habe ich sie alle erlebt: Die Höhen und Tiefen von SEGA als Konsolenhersteller.

Die komplette SEGA Konsolen-Historie: Von der SG-1000 bis zur Dreamcast
Photo by Sebastian Kurpiel / Unsplash

Heute nehme ich dich mit auf eine Zeitreise durch die faszinierende Geschichte eines Unternehmens, das den Konsolenmarkt für immer veränderte – und dabei manchmal brillante, manchmal fatale Entscheidungen traf.

Die Anfänge: SG-1000 und Master System

Während die meisten von euch SEGA erst seit dem Mega Drive kennen, begann die Konsolengeschichte des Unternehmens bereits 1983 mit der SG-1000. Technisch war sie der Nintendo Famicom ebenbürtig: Ein Z80A Prozessor mit 3,58 MHz, 16 KB RAM und eine Texas Instruments Video Display Processor – klingt heute lachhaft, war damals aber State of the Art.

Die SG-1000 verkaufte sich in Japan etwa 160.000 Mal, blieb damit aber weit hinter dem Famicom zurück. Spiele wie "Champion Boxing" und "Girl's Garden" zeigten bereits SEGAs Talent für arkadelastige Action, konnten aber nicht mit Nintendos Hits mithalten.

Das 1985 folgende Master System war dann schon deutlich ausgereifter. Mit seinen 64 KB Arbeitsspeicher und der Fähigkeit, 32 Farben gleichzeitig darzustellen, konnte es technisch sogar das NES übertrumpfen. Aber wie ich damals schon feststellte: Technik ist nicht alles. Nintendos Exklusivverträge mit Third-Party-Entwicklern machten dem Master System das Leben schwer.

Das Gameplay der Master System-Spiele war dennoch herausragend: "Phantasy Star" revolutionierte mit seiner 3D-Dungeonansicht das RPG-Genre, "Alex Kidd in Miracle World" war ein würdiger Mario-Konkurrent, und "Wonder Boy III: The Dragon's Trap" gilt bis heute als Klassiker. In Europa und Brasilien war das System sogar sehr erfolgreich – mit über 13 Millionen verkauften Einheiten weltweit.

Die goldene Ära: Mega Drive/Genesis

1988 läutete SEGA mit dem Mega Drive (in Nordamerika als Genesis bekannt) seine erfolgreichste Konsolengeneration ein. Der 16-Bit-Prozessor mit 7,67 MHz, 72 KB RAM und die Möglichkeit, bis zu 64 Farben gleichzeitig darzustellen, waren seiner Zeit voraus. Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich zum ersten Mal Sonic the Hedgehog spielte – diese Geschwindigkeit war einfach atemberaubend!

Das Mega Drive entwickelte sich zum ersten echten Nintendo-Konkurrenten: Mit weltweit über 30 Millionen verkauften Einheiten und einem Marktanteil von 65% in Nordamerika während seiner Hochzeit bewies SEGA, dass man Nintendo schlagen konnte. Spiele wie "Sonic the Hedgehog", "Streets of Rage 2" und "Gunstar Heroes" definierten ihre Genres neu. Das Marketing war aggressiv ("SEGA does what Nintendon't"), aber effektiv.

Das Mega Drive erhielt auch einige faszinierende Erweiterungen:

  • Das Mega-CD brachte Full-Motion-Video und CD-Audio, glänzte mit Spielen wie "Sonic CD" und "Snatcher"
  • Der 32X-Adapter sollte die 3D-Fähigkeiten verbessern, scheiterte aber mit nur 40 Spielen
  • Der Power Base Converter ermöglichte das Abspielen von Master System Spielen

Die verkannte Innovation: SEGA Saturn

Der 1994 erschienene Saturn war seiner Zeit voraus – vielleicht zu weit. Mit zwei Hitachi SH-2 Prozessoren (je 28,6 MHz), 2 MB RAM und einem komplexen Dual-GPU-System war er eine Technikbestie. Das Problem? Die Entwicklung für diese Architektur war höllisch kompliziert.

Der Saturn verkaufte sich weltweit etwa 9,26 Millionen Mal, wurde aber von der PlayStation (102 Millionen) komplett überrollt. Dennoch entstanden einige der besten Spiele der Ära auf dem Saturn: "NiGHTS into Dreams" war ein visuelles und spielerisches Meisterwerk, "Panzer Dragoon Saga" gilt als eines der besten RPGs aller Zeiten, und "Guardian Heroes" zeigte, was Beat 'em ups sein können. Die japanische Bibliothek war besonders beeindruckend mit Titeln wie "Radiant Silvergun" und "Sakura Wars".

Der letzte Tanz: Dreamcast

Die Dreamcast (1998) war SEGAs letzte und in vielerlei Hinsicht innovativste Konsole. Der SH-4 Prozessor mit 200 MHz und 16 MB RAM ermöglichten beeindruckende Grafik. Das eingebaute Modem machte sie zur ersten Online-fähigen Konsole überhaupt. Das Visual Memory Unit (VMU) im Controller war ein kleiner LCD-Bildschirm mit eigenen Minispielen – absolut genial!

Mit 9,13 Millionen verkauften Einheiten war die Dreamcast kommerziell ein Flop, aber ihr Spielekatalog war phenomenal: "Jet Set Radio" führte Cel-Shading ein, "Shenmue" revolutionierte Open-World-Spiele, "Phantasy Star Online" war der erste Konsolen-MMO-Hit, und "Crazy Taxi" war arcade-lastige Perfektion. "Power Stone" und "Chu Chu Rocket!" zeigten, wie innovativ Multiplayer sein kann. Die Online-Features waren ihrer Zeit weit voraus – "Phantasy Star Online" funktionierte besser als viele moderne Online-Spiele.

Mein Fazit

Nach 20 Jahren als Games-Journalist wage ich zu behaupten: SEGA war technisch und innovativ seiner Zeit oft voraus, scheiterte aber an mangelndem Marketing-Geschick und überhasteten Entscheidungen. Der größte Fehler? Die simultane Unterstützung von Mega-CD, 32X und Saturn, die das Vertrauen der Fans zerstörte.

Wäre SEGA geduldiger gewesen und hätte sich auf eine Plattform konzentriert, könnten wir heute vielleicht eine SEGA NextGen-Konsole in unseren Händen halten. Die Dreamcast war ihrer Zeit um Jahre voraus – aber manchmal reicht es eben nicht, nur der Beste zu sein. Man muss es auch kommunizieren können.